Dienstag, 25. September 2012

Cortison in der Neurodermitistherapie - Segen oder Fluch?


Cortison ist ein Medikament, das bei vielen Krankheiten eingesetzt werden kann. Jedoch ist es nicht immer angebracht, hängt es doch unter anderem von der Schwere einer Erkrankung ab, ob der Einsatz sinnvoll ist oder nicht. Im Falle der Neurodermitis (atopische Dermatitis, atopisches Ekzem...) wird es besonders bei mittelschweren Verläufen eingesetzt. Einige Fakten dazu sollen hier genannt werden.


Klare, einheitliche Leitlinien zur Cortisontherapie bei Neurodermitis fehlen

Lokal eingesetzte (also zum Beispiel auf die Haut aufgetragene) Glukokortikoide (dies ist die Gruppe an Substanzen, zu denen das Cortison gehört) sollten in der Regel zeitlich befristet eingesetzt werden. Allerdings variieren die Meinungen dazu. Das wird schon deutlich, wenn man betrachtet, dass zwei britische Institutionen stark in ihrer Ansicht über die Dauer einer Glukokortikoidtherapie bei Neurodermitis divergieren. Während die eine Behandlung über 10-14 Tage empfiehlt, gefolgt von einer Intervalltherapie mit Pflegecreme, spricht sich die andere für eine lokale Behandlung von nur 3- 7 Tagen aus. Einig ist man sich, dass eine Behandlung mit leichten bis mittelstarken Glukokortikoiden, im Falle der Neurodermitis, in der Regel ausreicht.


Unstrittig ist die Wirksamkeit von Glukokortikoiden in der Neurodermitistherapie

Der Vergleich von Glukokortikoiden zu Placebo fällt in Studien klar zugunsten von Ersteren aus. Nicht abschließend geklärt ist dagegen, welches Glukokortikoid zur Behandlung der Neurodermitis am besten geeignet ist. Einige Studien weisen aber beispielsweise darauf hin, dass Glukokortikoide mit antibiotischem Zusatz (gegen Sekundärinfektionen gedacht), normalen Glukokortikoiden nicht überlegen sind. Als belegt gilt, dass feucht-fettige Umschläge im Zusammenhang mit lokaler Glukokortikoidbehandlung eine Wirkungsverstärkung hervorbringen. Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass es keinen Vorteil gibt, wenn man Glukokortikoide mehrmals täglich im Vergleich zur nur einmal täglichen Gabe anwendet. Als wirksam zur Neurodermitis-Schub-Prophylaxe wurde die intermittierende Behandlung (alle 16 Wochen) mit dem neueren Glukokortikoid Fluticasonpropionat bewertet. Dabei schnitt applizierte Creme besser ab als Salbe, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass in der Creme auch eine deutlich höhere Dosis an Fluticasonpropionat vorhanden war.


Die Nebenwirkungen machen eine Dauertherapie unmöglich

Nebenwirkungen, die den ganzen Körper betreffen, sind bei lokal angewandter Glukokortikoidmedikation nur seltenst zu erwarten. Wohl aber solche, die die Stellen betreffen, an denen sie aufgetragen wurden. Beispiele dafür sind Hautverdünnung (Atrophie), Hautinfektionen, Rosazea durch Glukokortikoide induziert und allergische Reaktionen auf Glukokortikoide. Da das Gesicht häufiger als andere Körperpartien betroffen ist, ist besonders an dieser Stelle Vorsicht vor längeren Behandlungsphasen geboten. Des Weiteren sind Säuglinge und Kleinkinder häufiger von Nebenwirkungen betroffen. Deshalb sollten stärkere Glukokortikoide bei ihnen nicht angewandt werden. Alles in allem bleibt allerdings festzuhalten, dass lokal eingesetzte Glukokortikoide zu den wichtigsten antientzündlichen Medikamenten bei der Therapie der Neurodermitis gehören.



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